Valentina Rings-Wanner vom KSC erobert die Streif: „Ich habe schon gewonnen“
Bei den Europacup-Rennen der Frauen auf der Streif startet mit Valentina Rings-Wanner auch eine Lokalmatadorin. Für die Athletin vom Kitzbüheler Ski Club geht ein Traum in Erfüllung. Sie freut sich auf ihren Auftritt auf der Heimbühne und kündigt an: Sollte sie am Samstag gewinnen, dann zeigt sie am Sonntag eine Kristian-Ghedina-Grätsche.
Die Frauen kehren am Wochenende nach über 60 Jahren zurück auf die Streif – das ist nicht nur (ski)historisch, sondern das ist vor allem für eine Athletin eine ganz besondere Sache: Valentina Rings-Wanner vom Kitzbüheler Ski Club kennt die Strecke wie keine andere im Starterfeld.
Der Hahnenkamm ist ihr Hausberg, alle kennen sie, alle grüßen sie – sie ist hier daheim. „Das hilft wirklich, wenn man sich auskennt und alle Leute kennt, man wird dann automatisch viel weniger nervös“, sagt die 19-Jährige am Freitag. Rings-Wanner strahlt, wenn sie sagt: „Ich habe eigentlich schon gewonnen“. Auf der Streif fahren zu dürfen, sei immerhin ein großes Privileg, ein Traum, der in Erfüllung geht.
Trotz des Heimvorteils werden die beiden Europacup-Rennen auch für sie eine Challenge. Die Frauen fahren vom Mausefallboden los, sie starten also etwa dort, wo die Weltcup-Männer nach dem Sprung über die Mausefalle wieder landen. Was auch heißt: Nach wenigen Fahrsekunden geht es für die Athletinnen schon in den Steilhang – der nicht umsonst diesen Namen trägt. „Die Strecke ist schwieriger und steiler als andere Frauen-Europacups“, stellt Rings-Wanner nach der Hangbefahrung fest.
In erster Linie sei Kitzbühel aber einfach prestigeträchtiger und größer als andere Rennen. Das macht sich auch beim Europacup bemerkbar: „Wir kommen gar nicht mehr aus dem Strahlen raus, weil alles so cool und groß aufgezogen ist“, sagt Rings-Wanner. Eine TV-Live-Übertragung von ORF Sport Plus, ein richtiges Starthaus, eine eigene Hospitality-Area für die Rennläuferinnen – mit Getränken, Snacks, Sitzsäcken – und mit Blick auf den Starthang. „Normalerweise haben wir am Start ein Startstaberl und das war’s.“
Rings-Wanner kommt gerade von der Junioren-Weltmeisterschaft in Tarvisio, wo sie im Super-G Siebte wurde. Am Samstag und Sonntag misst sich die Skigymnasium-Stams-Absolventin auf der Streif mit starker Konkurrenz: Die Delago-Schwestern Nadia und Nicol etwa, die seit Jahren im Weltcup mitmischen, schon auf dem Podium standen und sogar schon eine Olympia-Bronzemedaille (Nadia Delago) im Trophäenschrank haben, stehen etwa am Start. Auch die Weltcup-Athletinnen Jacqueline Wiles (USA), Cande Moreno (Andorra) oder die Europacup-Gesamtführende Nadine Fest sind dabei.
Valentina Rings-Wanner aber bringt den Heimvorteil mit - und viel Streif-Erfahrung. Sie hat sich das Hahnenkammrennen oft angesehen, erinnert sich an legendäre Momente und Fahrten. Und auch, wenn es vor ihrer Zeit war: Die Grätsche von Kristian Ghedina über den Zielsprung zählt für sie bis heute zu den historischsten Momenten in der Geschichte des Hahnenkammrennens. Rings-Wanner kündigt lachend an: „Wenn ich morgen gewinne, mach ich am Sonntag vielleicht auch eine Grätsche.“
Am Samstag und Sonntag hat Rings-Wanner jedenfalls ihren eigenen Mini-Fanclub vor Ort: Ehemalige Skiclub-Trainer, Betreuer, ihre Eltern, Freunde und sogar ihr Hund Charles werden bei ihrer Streif-Show live dabei sein. Und egal, auf welchem Platz Rings-Wanner landet: Wenn sie über die Streif zieht, dann schreibt sie Skigeschichte – für den Frauenskirennsport, für den Kitzbüheler Ski Club – und allen voran für sich selbst.